Geschichte der Dorfgemeinschaft Simmenau Band III Mit dieser Dokumentation will ich keine alten Wundenaufreißen, aber angesichts der Vorgänge auf dem Balkan, ist es wohl berechtigtfestzustellen, dass allen Volksgruppen die gleichen Rechte zustehen, wie es dieLandsmannschaften immer wieder fordern. Und so will ich der vielen Opfergedenken, welche die Vertreibung aus unserer Heimat gefordert hat. In denGedenkreden der Fünfzig-Jahre-Feiern des Kriegsendes wurden viele MillionenKriegsopfer betrauert; doch die über zwei Millionen Toten, die nicht im Krieg,sondern bei der Vertreibung - als in Europa schon Friede war - umgekommen sind,wurden nicht erwähnt. Wer mit den Toten lebt, lebt gelassen in dem Bewusstsein,dass die Geschichte vom Denken und Wirken ganzer Generationen abhängt. Er willdann nicht auf Gedeih und Verderb alles selber leisten. Er weiß, dass vieleslangsam wachsen muss. Wer mit den Toten lebt, kann die Dinge gelöst in größerenZeiträumen betrachten. Über vieles, was ihn augenblicklich aus der Fassung zubringen droht, lernt er zu lächeln. Ereignisse, die übergewichtig erscheinen,schätzt er richtig ein. Wer mit den Toten lebt, findet die rechten Maßstäbe fürdie flüchtige Wirklichkeit in der Zeit, für das, was ewige Gültigkeit besitzt.Kurzum: alles sieht er in einem anderen Licht, so dass er vielleicht auch inäußerster Bedrängnis noch mit Therese von Lisieux sagen kann: "Alleslächelt mich an. Alles Leid der Welt ist mir zum Lächeln Gottes geworden." Meine Niederschrift soll einen kleinen Beitrag zurVersöhnung mit unseren polnischen Nachbarn leisten. Echte Aussöhnung aber kannnur aus der Vergebung wachsen. Schuld vergeben ist jedoch - ohne Schuldzuzugeben – ganz unmöglich. Das wiederum setzt wahrhaftiges Erinnern voraus,was sogar die Grenzen der Selbstachtung verletzen kann. Früher gab es dafür dasWort "Gewissenserforschung". Es ist leider außer Gebrauch gekommen,vermutlich auch deshalb, weil man nach christlichem Verständnis Schuld immerzuerst bei sich selbst zu suchen hat und nicht bei anderen. Einseitige Schuldgehört zu den unwahrscheinlichen Ausnahmefällen.
Festeinband
136 Seiten, 148 x 210 mm (DIN A 5)
viele Bilder und Dokumente
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